Gutes Beispiel: Baumleitplanung der Stadt Weimar
Beispiel für Handlungsmöglichkeit: Standort- und klimawandelgerechte Gehölzartenwahl; Stadtbaumkonzept und kommunale Anpassungsstrategien
Stadtbäume erbringen vielfältige Funktionen und steigern die Lebensqualität, was angesichts der klimatischen Entwicklung von zunehmender Bedeutung ist. Mit Hilfe von Stadtbaumkonzepten und Baumleitplanungen können und sollten Kommunen ihre Grünplanung und Baumpflege strategisch orientieren, um den zahlreichen (wachsenden) Herausforderungen auch auf lange Sicht begegnen zu können. Neben baumbiologischen, gestalterischen und baumpflegerischen Fragestellungen sollten vor dem Hintergrund des Klimawandels insbesondere die Beförderung der Artenvielfalt und die verstärkte Berücksichtigung bzw. Verbesserung der Standortbedingungen Kernelemente einer derartigen Strategie darstellen.
Auf eine besonders klimaresiliente und zugleich vielfältige Artenauswahl wird auch in der aktualisierten Baumleitplanung der Stadt Weimar Wert gelegt. Grundlage der Baumleitplanung ist zunächst die Aus- und Bewertung des Baumbestandes in den vergangenen Jahren und Dekaden. Welche Baumarten zeitigen an welchen Standorten deutliche Probleme? Inwieweit sind die Auswirkungen des Klimawandels durch vermehrte Trockenschäden bereits ablesbar und welche Arten betrifft dies besonders? Mittels Analyse der Standortfaktoren werden dann in Abhängigkeit vom Baumbestand und dessen Zustand in den einzelnen Stadtteilen und Straßenräumen Baumarten-, Pflanz- und Pflegeempfehlungen abgeleitet.
Darüber hinaus wird ein Flächenpool erstellt, auf welchen die Stadt und deren Ämter zugreifen können. In diesem soll verzeichnet werden, welche Medien unter anderem im Verkehrsraum zu finden sind und welche Flächen noch nicht genutzt und gegebenenfalls zur Bepflanzung geeignet sind. Laut Eckart Göbel vom Weimarer Grünflächen- und Friedhofsamt werde dabei „sowohl auf heimische Baumarten, wie beispielsweise Feldahorn oder Linden, als auch auf eurasisch-kontinentale Arten, die gut mit Trockenheit, Hitze und Frostperioden umgehen können“ zurückgegriffen (Abbildungen 1 & 2).
Um den Baumbestand des Stadtgebiets u. a. klimawandelgerecht zu entwickeln, werden von der Stadt Weimar und dem Planungsbüro Boock Steckbriefe für die einzelnen Stadtteile sowie Straßenräume erarbeitet. Diese zeigen u. a. auf, welche Maßnahmen nötig sind und welche Bäume geeignet sind, um einen langfristig vitalen, dem Stadtbild angepassten Baumbestand zu etablieren.
Abb. 1: Bietet gestalterischen und klimaökologischen Mehrwert auch in innerstädtischen Bereichen: Blumen-Esche (Fraxinus ornus) auf den Herderplatz
Abb. 2: Gilt als ausgesprochen hitzerobust und stadtklimatauglich: Französischer Ahorn (Acer monspessulanum) in der Geleitstraße
Nach Ansicht des Grünflächen- und Friedhofsamtes sind dabei besonders das Standortpotential – also das Mikroklima, der Boden und die Grundwasserverhältnisse – neben der gestalterischen Wirkung im jeweiligen Straßenzug - entscheidend. Die Hitze und der Trockenstress der letzten Jahre haben den Stadtbäumen deutlich zugesetzt. "Das führt dazu, dass sich die Anzahl von Totholzbeseitigungen aufgrund von Vitalitätsproblemen erhöht hat.“, meint Eckart Göbel.
Da in den letzten Jahren viele Bäume aufgrund von Trocken- bzw. Sekundärschäden entnommen werden mussten, wird bei der Auswahl der Neu- und Ersatzpflanzungen großer Wert auf sogenannte Klimabäume gelegt. Das heißt, Bäume die sich durch eine hohe Trocken- und Hitzetoleranz auszeichnen und sich den veränderten Klimabedingungen besser anpassen können. Dies seien vorwiegend kontinentale Baumarten, wie die Hopfenbuche, Baumhasel oder verschiedene Lindenarten. Baumarten aus dieser Region haben sich bereits in Weimar bewährt, und fanden zuletzt auch bei der reputablen Neugestaltung des Stéphane-Hessel-Platzes vor dem Bauhausmuseum (Abbildung 3) Verwendung.
Um den Weimarer Baumbestand vital und leistungsfähig zu erhalten plant die Stadt Weimar jährlich bis zu 100 Neu- bzw. Ersatzpflanzungen.
Die Gesamtkosten für die Aktualisierung der Baumleitplanung (ausschließlich konzeptioneller Teil) liegen bei etwa 39.000 € und werden durch das Förderprogramm Klima Invest – Kommunale Klimaschutz– und Klimafolgenanpassungsmaßnahmen des Freistaats Thüringen anteilig gefördert.
(Stand der Ausarbeitung/Redaktionsschluss: Juni 2021)