Qualifizierung, Vergrößerung und Vernetzung von Grünflächen
Abb. 1: Grün mit Erholungsfaktor
Vor dem Hintergrund des Klimawandels, insbesondere der Häufung und Intensivierung von Extremwetterereignissen wie Hitzeperioden und Starkregen, sind weitere Ökosystemfunktionen von besonderer und zunehmender Bedeutung:
- Beschattung städtischer Oberflächen durch Großgrün – reduzierte Flächenaufheizung
- Regulierung des Mikro-/Mesoklimas – Verdunstungskühle, Verbesserung der Aufenthaltsqualität an Tagen mit Wärmebelastung
- Regenrückhalt und verzögerter Abfluss – Senkung des Überflutungs-/Hochwasserrisikos
Dieses Leistungsspektrum und -potenzial sollte im Hinblick auf die künftig weiter zunehmenden Hitzetage und -perioden in Kommunen verstärkt genutzt und weiterentwickelt werden. Wärmebelastung in Siedlungsräumen ist dabei nicht allein auf Großstädte, wie Erfurt und Jena, beschränkt. Auch in kleineren Siedlungen, etwa ab 5.000 Einwohnern, prägt sich die urbane Hitzeinsel gegenüber dem Umland aus.
Ziel der Kommunen sollte es daher sein, bestehende Grünflächen planungsrechtlich zu sichern und zu entwickeln und ggf. hinsichtlich ihrer Aufenthaltsqualität zu verbessern, z. B. durch ausreichend schattenspendendes Großgrün, Spielflächen/-plätze und Sitzgelegenheiten. Der Grünflächenanteil sollte generell erhöht werden. Dazu tragen auch kleinere Grünflächen wie z. B. Innenhof- und Bauwerksbegrünungen sowie zeitweise auftretende Vegetation auf Brachflächen und ähnliches spontanes Grün bei. Um die Regulierungs- und Wohlfahrtsfunktionen der Vegetation im Siedlungskörper zu verstärken und zu verteilen, sollten zudem alle Grünräume stärker miteinander vernetzt werden. Als idealtypisch werden Abstände von etwa 400 m zwischen ca. 2 ha großen Grünflächen mit hohem Vernetzungsgrad durch Grünachsen angesehen. Dies erhöht zudem die Stadtattraktivität und fördert die Stadtnatur. Die Vernetzung kann synergetisch mit weiteren Planungen realisiert werden (z. B. Mobilitäts-/Radverkehrskonzept).
Abb. 2: Spontangrün ‚Stadtbrache‘
Abb. 3: Schattengrün gegen die Sommerhitze
Zu Grünflächen zählen neben Parkanlagen u. a. auch Kleingartensiedlungen, Sport- und Spielplätze, Friedhöfe sowie Zelt- und Badeplätze. Damit ihre Wohlfahrtswirkungen für einen möglichst großen Teil der Bevölkerung nutzbar werden, sollten Bereiche mit Zugangsbeschränkungen durch entsprechende Planung und Absprachen oder Verträge möglichst für die Allgemeinheit geöffnet werden.
Der Ausbau und die Stärkung der grünen Infrastruktur ist ein grundsätzlich langfristig angelegtes Vorhaben und nur in Teilschritten realisierbar. Zielführend ist ein kommunaler Grün-Konsens, der in einer festgesetzten Strategie bzw. einem weisenden Konzept mündet. Diese Grundlage bildet den rechtsbindenden Handlungsrahmen für weitere Planungen und nachgeordnete Teilvorhaben. Vorlagen hierfür können rechtsverbindliche Satzungen und Vorschriften nach Kommunalrecht (z. B. Baumschutzsatzung), Landesbauordnung (z. B. Gestaltungssatzung), Natur-, Tier- und Artenschutz sowie Denkmalschutz sein. Beteiligung und Mitwirkung der Bürgerschaft fördern die erfolgreiche Umsetzung.
Siehe auch: Gutes Beispiel "Baumpflanzungen in der Stadt Bad Langensalza"
Erläuterung:
■ rot/orange: schlecht bzw. Verschlechterung, negativer Einfluss
■ gelb: neutral bzw. nicht relevant, kein/kaum Einfluss
■ hellgrün: gut bzw. geringfügiger positiver Einfluss
■ grün: sehr gut bzw. positiver Einfluss
■ dunkelgrün: ausgesprochen gut bzw. deutlicher positiver EinflussParameter:
Wirkung: Effektivität der Maßnahme im Sinne der Klimaanpassung
Wirtschaftlichkeit: Kosten-Nutzen-Verhältnis (Initial- und Folgekosten)
Gestaltung: Raumwirkung, Beeinflussung des Lebensumfelds
Akzeptanz: Beeinflussung der Lebensqualität, mögliche Widerstände
Biodiversität: Beeinflussung der Artenvielfalt/Lebensräume
Nachhaltigkeit: Langlebigkeit/Beständigkeit, Ressourceneffizienz
Ansprechpartner
Thüringer Energie- und GreenTech-Agentur GmbH (ThEGA)
(www.thega.de)
Die ThEGA hat sich im Rahmen des Projektes „Entwicklung von Klima-Adaptionsstrategien und -technologien in Thüringen (KlimAdapTIT)“ teils vertiefend mit Möglichkeiten zur Hitzeprävention
auseinandergesetzt:
(www.thega.de/klimadaptit)
Thüringer Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (www.thueringen.de/th9/tmil/)
Thüringer Landesverwaltungsamt
(www.thueringen.de/th3/tlvwa/index.aspx)
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)
(www.bmu.de)
Förderung
Thüringen
Städtebauförderung
(https://www.staedtebaufoerderung.info/DE/Startseite/startseite_node.html)
Bund
Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel (Projektträger Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG) gGmbH
(https://www.z-u-g.org/aufgaben/foerderung-von-massnahmen-zur-anpassung-an-den-klimawandel/)