Gutes Beispiel: Regenwasserzisterne und automatische Bewässerung der Stadtbäume in Großenhain (SN)
Beispiel für Handlungsmöglichkeit: Bewässerungsmanagement des kommunalen Grüns optimieren; Rückhalt, Versickerung und Verdunstung; Erstellung/Durchführung von Pilotprojekten
Aufgrund der häufigeren und intensiveren Hitze- und Trockenperioden im Sommer sowie auch verstärkt im Frühjahr leiden viele Stadtbäume zunehmend unter Trockenstress. Das beeinträchtigt deren Vitalität bzw. Gesundheitszustand und ihre für das Mikroklima so wichtigen Funktionen, wie Schatten spenden, Kühlung, Filterung von Schadstoffen u.v.m.
Gleichzeitig fallen Niederschläge im Sommerhalbjahr tendenziell seltener und dafür jedoch intensiver (Starkregen). Die ausgetrockneten Böden können in diesem Falle die Wassermengen kaum aufnehmen; das für die Bäume so wichtige Regenwasser fließt größtenteils oberflächlich ab und kann zu rasch ansteigenden Wasserständen und kaum vorhersehbaren Überschwemmungen führen.
Um diesem Wirkungsgeflecht aus sich gegenseitig negativ beeinflussenden Entwicklungen zu begegnen, hat die Große Kreisstadt Großenhain (Sachsen) im Zuge der Instandsetzung der sogenannten "Wallanlage" an der Carl-Maria-von-Weber-Allee ein Pilotprojekt initiiert, welches einen beispielgebenden Ansatz für andere Kommunen darstellen könnte.
Bei der historisch-getreuen Sanierung der Allee kommt ein Bewässerungssystem nach dem Stockholmer Modell zum Einsatz, welches einen wegweisenden integrierten Ansatz der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung darstellt (Abbildung 1).
Abb. 1: Schnitt Wallanlage; Prinzip des Stockholmer Modells mit durchlässigem Unterbau, Be- und Entwässerung
Für die modellgerechte Optimierung der Wurzelräume wurden in Großenhain die Baumgruben mit geeignetem Substrat gefüllt und mit Wurzelschutz versehen. Zur verbesserten Wasseraufnahme und -rückhaltefähigkeit kam eine Schichtung aus Grobschlag, Feinerde und Drainageschotter zum Einsatz. Darauf wurde ein Geh- und Radweg bestehend aus Gehwegplatten und Kleinpflaster aufgesetzt, der umgeben von den neugepflanzten Bäumen entlang der Allee verläuft (Abbildungen 2 und 3). Zwischen den Bäumen und der Straße kommt versickerungsfähiger Schotterrasen zum Einsatz. Um bei Niederschlagsereignissen die Regenmengen gezielt für die Bewässerung von Straßenbäumen in trockeneren Zeiten zu speichern, stellte sich für diesen Bauabschnitt die über 2.000 Quadratmeter große Dachfläche des angrenzenden Kulturschlosses als geeignete Sammelfläche heraus.
Abb. 2: In Bau befindlicher Geh- und Radweg
Abb. 3: Angelegter Geh- und Radweg (Wallanlage) sowie Anlage der Einläufe (Drainrohre) zur Bewässerung
Diese ist mit einer unterirdischen Zisterne verbunden (Abbildung 4), die etwa elf Kubikmeter Regenwasser fassen kann. Die Stadt plant, an der Allee 29 neue Amberbäume (Liquidambar styraciflura) zu pflanzen und diese über ein eingebautes Bewässerungssystem (Abbildung 5) in einem 14-täglichen Intervall automatisch mit dem gespeicherten Regenwasser zu versorgen.
Abb. 4: Zisterne (noch nicht unterirdisch eingebaut)
Abb. 5: Einlauf ohne Abdeckung
Die baulichen Maßnahmen der Wallanlage sind derzeit noch nicht vollständig abgeschlossen. Das Bewässerungssystem ist bereits angelegt und der Fuß- und Radweg fertiggestellt. Der Einbau der Zisterne sowie die Baumpflanzungen sind für den Sommer 2021 angesetzt. Sobald alle Einzelmaßnahmen umgesetzt sind, kann die Anlage mit Wasserspeicherung und Baumbewässerung in Betrieb gehen (Abbildung 6).
Die Stadt Großenhain möchte mit diesem Projekt wichtige Erfahrungen im Sinne der Klimafolgenanpassung sammeln und verfolgt das Ziel, die notwendigen personellen Ressourcen für den hohen Bewässerungsaufwand bei Neupflanzungen zu reduzieren. Zudem hat die Stadt an einem weiteren Bauabschnitt geplant, ein ähnliches Prinzip der Regenwasserbewirtschaftung nach Stockholmer Vorbild für weitere Stadtbäume zu realisieren. Entsprechend des derzeitigen Standes könnte dieses zweite Vorhaben noch in diesem Jahr umgesetzt werden.
(Stand der Ausarbeitung/Redaktionsschluss: Mai 2021)