Gutes Beispiel: Kommunales Sturzflutkonzept der Stadt Blankenhain
Beispiel für Handlungsmöglichkeit: Kommunales Risikomanagement und Starkregenvorsorge
Um den zunehmenden Extremwetterereignissen und den damit zusammenhängenden Herausforderungen besser vorbereitet begegnen zu können, ist die Erstellung eines Risikokonzeptes für Starkregenereignisse ein wichtiger Planungsansatz für betroffene Kommunen. Ein solches Konzept wird individuell erstellt und kann unter anderem lokale Starkregengefahrenkarten und Risikoanalysen beinhalten, unklare Zuständigkeiten klären und Handlungsstrategien in der kommunalen Klimaanpassung aufzeigen. Auf dieser Grundlage ist es in der späteren Maßnahmenumsetzung einfacher zu erkennen, an welcher Stelle und in welchen Bereichen dringender Handlungsbedarf besteht, welche wesentlichen Akteure einzubinden sind und in welchem finanziellen Kostenrahmen sich die jeweiligen Vorhaben bewegen. Überdies ist die Erarbeitung konzeptioneller Risikoanalysen für Thüringer Gemeinden über die Klima-Invest-Richtlinie des Freistaates zur Förderung von Klimaschutz- und Klimafolgenanpassungsmaßnahmen förderfähig.
Abb. 1: Überflutungen im Ortskern Blankenhains im Zusammenhang mit dem Starkregenereignis im Mai 2017
Abb. 2: Oberflächenabfluss bei Starkregen im Bereich der Waldecker- und Wiesenstraße
In der Vergangenheit war die Stadt Blankenhain schon mehrfach von Überflutungs- und Hochwasserereignissen betroffen, in deren Folge es zu teils hohen finanziellen Schäden kam. Besonders das Hochwasser im Jahr 2013 sowie das Starkregenereignis im Mai 2017 haben gezeigt (Abbildungen 1 & 2), welche beträchtlichen Auswirkungen solche Ereignisse nach sich ziehen können, dass die Beseitigung der Schäden viel Zeit beansprucht und außerdem mit hohen Kosten verbunden ist. Mithilfe der finanziellen Förderung über den „Aufbauhilfefond des Bundes und der Länder für ein Aufbauhilfeprogramm zur Beseitigung der Schäden infolge des Hochwassers vom 18. Mai bis zum 4. Juli 2013 in Thüringen an ländlicher Infrastruktur im Außenbereich von Gemeinden“ konnten in der Stadt schon zahlreiche Maßnahmen durchgeführt werden, um die Folgeschäden zu beheben. Beispielsweise wurde so das an das Freibad angrenzende Regenrückhaltebecken wieder freigelegt und die durch das Hochwasser entstandenen Anlandungen entfernt, was auch für kommende Starkregenereignisse eine wichtige vorbeugende Wirkung hat. Parallel dazu wurde in Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden Bibra und Gumperda sowie der Stadt Kahla ein Hochwasserschutzkonzept für den Reinstädter Bach erarbeitet, welches auf die Überschwemmungsgefahren bei Flusshochwassern ausgelegt ist. Immer häufiger kam es jedoch auch außerhalb dieser Ereignisse in Ortsteilen zu Überflutungen, die vormals außerhalb des Gefahrenbereichs lagen und sonst trocken blieben. Grund dafür war das zunehmende Auftreten von Sturzfluten infolge von Starkregenereignissen. Um diese für die Stadt spürbar zunehmende Überflutungsgefahr besser einschätzen und lokale Problemstellen identifizieren zu können, gab die Stadtverwaltung Blankenhain 2017 ein kommunales Sturzflutkonzept in Auftrag und konnte das Vorhaben im Februar 2020 mit einem entsprechenden Ergebnisbericht abschließen.
Ein wesentliches Ergebnis darin stellen die Starkregenrisikokarten dar, in welchen die Erkenntnisse diverser hochaufgelöster Modellierungen und Analysen eingeflossen sind (Abbildung 3).
Abb. 3: Starkregenrisiko-/Gefahren- und Maßnahmenkarte für die Ortslage Blankenhain
Die erstellten Starkrisikokarten zeigen dabei die Überflutungsgefahr für verschiedene Starkregenszenarien, z. B. für ein hundertjähriges Niederschlagsereignis (N100) oder für ein historisches Niederschlagsereignis (z. B. Mai 2017), auf. Mittels des mehrstufigen Vorgehens unter Einbindung einer vereinfachten, einer topographischen und einer Feingefährdungsanalyse konnten die durch den Starkregen gefährdete Gebiete, neuralgische Stellen sowie Defizite beispielsweise in der Entwässerung oder dem Kanalnetz festgestellt werden. Dabei wurde auch das Erfahrungswissen der Bevölkerung aus vergangenen Sturzfluten eingebunden. Daran anschließend folgte eine objektbezogene Schadenspotenzialermittlung sowie eine Risikobewertung für den Starkregenfall. Basierend auf diesen Auswertungen konnten relevante Handlungsansätze abgeleitet werden. In dem ausgearbeiteten Maßnahmenkatalog finden sich 193 Teilmaßnahmen, die entsprechend ihrer hydraulischen Wirksamkeit zu 33 thematischen und ortsgebundenen Komplexen zusammengefasst wurden. Im Hinblick auf die potenziell betroffenen Objekte und ihre Schutzwürdigkeit konnten die konzipierten Maßnahmen demgemäß priorisiert und bezüglich ihrer Kosten abgeschätzt werden. In Maßnahmenkarten wurden die im Katalog aufgelisteten Schritte räumlich im Stadtgebiet an den jeweiligen Einsatzstellen verankert (Abbildung 3). Auf diese Weise werden lokale Überflutungsgefahren und Betroffenheiten mit notwendigen Vorsorge- (und Minderungs-)maßnahmen verknüpft und visuell dargestellt. Die Einzelmaßnahmen beinhalten unter anderem Vorschläge hinsichtlich des Objektschutzes, der Entwässerung, der Entsiegelung sowie zur Entlastung der Kanalanlagen. Zudem sind auch verschiedene Neu- und Ausbauempfehlungen für die Regenwasserrückhaltung wie beispielsweise Verwallungen, Flutmulden und Retentionsflächen vorgesehen (Abbildung 4).
(Stand der Ausarbeitung/Redaktionsschluss: Mai 2021)